BRK-Kreisverband Kronach hilft Menschen und Klima
Das BRK hat neun Ladesäulen mit 18 Ladepunkten errichtet. Diese sind - neben den eigenen - auch privaten E-Fahrzeugen zugänglich. Der Kreisverband ist damit größter Anbieter im Landkreis.
Kronach- Der BRK-Kreisverband geht in Sachen Energiewende mit gutem Beispiel voran. Neben dem Bau von zwei Blockheizkraftwerken in den Senioreneinrichtungen Ludwigsstadt und Kronach sowie Photovoltaikanlagen auf den Dächern hält der Kreisverband nunmehr neun Ladesäulen von Kronach über Steinbach am Wald und Hirschfeld bis nach Ludwigsstadt vor. Hinzu kommt eine systematische Umrüstung der Fahrzeugflotte auf E-Fahrzeuge. Die Mitarbeiter dürfen sich zudem über verbilligte Preise beim Laden ihrer eigenen „Saubermänner“ freuen.
„Für uns ist Nachhaltigkeit kein Schlagwort. Wir haben uns schon 2015 - im Zuge des Anbaus an das Kronacher Seniorenhaus - viele Gedanken gemacht, wie wir unsere Gebäudestrukturen unter nachhaltigen Gesichtspunkten optimal gestalten können“, erklärt BRK-Kreisgeschäftsführer Roland Beierwaltes. Nach Kronach erhielt später auch das Seniorenhaus Ludwigsstadt ein Blockheizwerk, mittlerweile ebenfalls ergänzt mit Photovoltaik. Als nächster Schritt hin zu einer wirtschaftlich-umweltfreundlichen Energie-Erzeugung beschäftigte man sich ab 2019 intensiv mit dem Bereich E-Mobilität. Mit den Planungen für die Errichtung von acht im Landkreis verteilten Elektro-Tankstellen mit 16 Ladepunkten beteiligte man sich am Förderprogramm der bayerischen Staatsregierung „Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge in Bayern“, der positiv beschieden wurde.
„2014 traten unsere „Essen auf Rädern“-Fahrdienstmitarbeiter an uns heran mit dem Wunsch von geschützten Stellplätzen für ihre Fahrzeuge“, erinnert sich der ehemalige Heimleiter Harald Schubert, mittlerweile Geschäftsführer der Initiative-Gesunder Betrieb (igb) GmbH, der extern - zusammen mit dem Energiemanager des Kreisverbands, Ralf Schmidt - die Thematik nachhaltige Energie/Elektromobilität für das BRK voranbringt. Bei der Finanzierung der gewünschten Stellplätze kam dem BRK eine Aktion der Fa. Münch zugute, die damals Carports - unter der Auflage von Photovoltaik auf dem Dach - verschenkte. Zwei solche komplett belegten Carports ließ man beim Kronacher Seniorenhaus errichten, wobei sich vor allem die Kombination mit dem Blockheizkraftwerk als ideale Ergänzung herausstellte. „Bei meinem Dienstantritt lag der Verbrauch bei 500.000 Kilowattstunden im Jahr; nun sind es 150.000“, verdeutlicht er.
Gerade für einen ambulanten Pflegedienst mit kurzen und gut planbaren Touren seien Fahrzeuge mit Elektroantrieb ideal. Wenn der hierfür benötigte Strom dann noch von der eigenen Photovoltaik-Anlage produziert werde, sei dies umso effizienter. In all den Nachhaltigkeits-Bemühungen wäre man wesentlich weiter; hätte nicht die Pandemie einen drastischen Lieferstopp aller möglichen Komponenten verursacht. Die Förderung für den - bei der Bundesnetzagentur für 2020 angezeigten - Ladepark war bereits 2019 bewilligt worden. „Für die Ladepunkte brauchten wir dann aber 24 Monate, weil es immer wieder zu Verzögerungen kam - hinsichtlich Material usw.“, bedauert er. Leider hätten auch die neubestellten sieben E-Fahrzeuge als Ergänzung der aktuell zehn vorhandenen E-Fahrzeuge sehr lange Lieferzeiten.
„Unsere Mitarbeiterinnen hatten anfangs schon Bedenken hinsichtlich der E-Mobilität“, räumt die stellvertretende Leiterin der ambulanten Pflege, Constanze Fehn, ein. Mittlerweile seien diese aber begeistert vom entspannten Fahren. Ein Highlight sei die Möglichkeit eines Vorheizens, wodurch im Winter das mühselige und zeitaufwändige Freikratzen der Scheiben entfalle. Darüber hinaus erhalten BRK-Mitarbeiter einen Haustarif, womit diese an allen der mittlerweile fünf Lade-Standorte verbilligt für 21 Cent pro Kilowattstunde - etwa die Hälfe des regulären Preises - tanken können. Diese Präferenz sei zugleich - so Roland Beierwaltes - auch ein weiterer Baustein der BRK-Wertschätzungskultur für seine Angestellten und zugleich Anreiz für diese, vielleicht privat ebenfalls „umzusteigen“.
Für öffentlich zugängliche Ladestationen gewährt das Umwelt-Bundesamt eine THG (Treibhausgasminderungsquote)-Prämie pro durchfließende Kilowattstunde, was man eingangs gar nicht auf dem Schirm hatte. Allein diese Prämie für die Durchflussmenge amortisiere - betont Harald Schubert - die rund 50.000 Euro Investitionskosten nach etwa fünf Jahren. Die Prämie soll ab 2024 noch erhöht werden. „Nachhaltige Energie ist also keineswegs nur eine Liebhaberei, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor“, betont er. Trotz aller Vorteile, sei es - insbesondere aufgrund der Pandemie - ein langer Weg gewesen, um auf den aktuellen Stand zu kommen. Neben den Ladesäulen am BRK-Seniorenhaus und Kreisverband in Kronach, am Dienstleistungszentrum in Steinbach am Wald und dem Seniorenhaus in Ludwigsstadt kam zum 30. Juni dieses Jahres eine weitere an der Tagespflege in Hirschfeld dazu, sodass man jetzt über neun Lade-Einrichtungen mit 18 Ladepunkten verfügt. Hierfür sowie für die drei Photovoltaik-Anlagen betrug der Invest rund 250.000 Euro. „Es war unheimlich viel Detailarbeit; aber es hat sich gelohnt“, resümiert der Experte.
Die Erschwernisse der Pandemie bzw. die allgemein schwierige Situation auf dem Bausektor bestätigen auch die Projektbetreuerin Sandra Stühler von der Fa. Elektro-Feuerpfeil aus Ludwigsstadt sowie Elektrotechnik-Meister, Mike Großmann, dem die Umsetzung oblag. Beide würdigen die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Kreisverband. Dieses Kompliment gab Roland Beierwaltes gerne zurück; war ihm doch die Einbeziehung heimischer Firmen sehr wichtig. Während im Norden Elektro-Feuerpfeil für die Realisation verantwortlich zeichnete, war dies im südlichen Bereich Elektro-Schmidt aus Neuses. Auch die 18 - bislang störungsfrei laufenden - E-Tankstellen stammen durchwegs von einem bayerischen Hersteller.
Ein großer Befürworter und Unterstützer des Nachhaltigkeitsgedankens ist der 1. Vorsitzende des BRK-Kreisverbands, Landrat Klaus Löffler, dem gerade auch die Verbesserung der Lade-Infrastruktur am Herzen liegt. „Wir sind mittlerweile der größte Anbieter im Landkreis“, bekundet Roland Beierwaltes, damit auch einen Beitrag zur Regionalentwicklung bzw. Lebensqualität zu leisten. Bemerkenswert ist auch die starke Frequenz; konnte man doch 2022 rund 140 externe Ladevorgänge verzeichnen - sprich Nutzer, die über europäische Ladeplattformen einen Anbieter ausfindig gemacht hatten. hs
Bild: (von links) Roland Beierwaltes, Mike Großmann, Sandra Stühler, Constanze Fehn und Harald Schubert an der Lade-Station im Dienstleistungszentrum in Steinbach am Wald.